Dithmarschen auf Touren

Teilroute 1 (von 4, zus. 52 km) JAGHEI-QSHANZ – JAGHEI: Obwohl weit weg von der heutigen Küste, befinden wir uns in einem System ehemaliger Strandwälle. Der heftige Meeresspiegelanstieg nach der letzten Eiszeit hatte die Nordsee überall den heutigen westlichen Geestrand erreichen lassen. In den letzten Jahrtausenden v. Chr. kam es zu einer Ausgleichsküste, d. h. manche Stellen, so das Klev, wurden immer mehr zurückverlegt, während es vor den Buchten zur Bildung von Sandbänken und Strandwällen kam, auf denen sich Sanddünen bildeten. Erst seit der Mitte des letzten Jahrtausends v. Chr. bildete sich die Marschenküste, und die alten Strandwälle fielen endgültig trocken. Unser Strandwall, der „Elpersbüttelerdonn“, dient Landstraße und Eisenbahn als Wegführung.
500
: Wir haben den Donn verlassen und befinden uns in der Windberger oder Süderau-Niederung, einer ehemaligen Meeresbucht, die später zu Niedermoor verlandete und heute weitestgehend als Grünland kultiviert ist. Das Land liegt nur einige Dezimeter über dem mittleren Meeresspiegel.
HKREUZ
: Vor Windbergen sind wir auf die Geest gelangt. – Windbergens kleine Kirche zum heiligen Kreuz geht auf eine seit kurz vor 1495 aufblühende Wallfahrt zurück. Ein Bauer soll hier ein (erhaltenes) bronzenes Kruzifix ausgepflügt haben.
SMALBK
: Hier im Ausbau Schmalbek geht unser Weg in einen reizvollen unbefestigten Weg über. Links von uns einige Gehölzstreifen und dahinter ein stark verbuschtes Moorgebiet, in das einer oder zwei Abstecher zu Fuß durchaus lohnen (Moorkuhlen durch Backtorfabbau, heute Angelteiche).
WHUEG1
: Zwei Grabhügel bronzezeitlicher Form; ein dritter verschwand vor wenigen Jahrzehnten.
511
: Neu angelegter Fuß- und Reitweg über einen Bach, der früher ein wenig aufwärts eine Wassermühle bei Speersdiek (Speers‘ Teich) betrieb.
516
: Längs der Frestedter Dorfstraße noch einige Gebäude mit älterem Kern.
518L
: Wir biegen in einen alten Landweg von Frestedt nach Kuden ein.
FRHUEG: Links ein Grabhügel bronzezeitlicher Form.
521L
: Wir biegen links in einen Waldweg in den Forst Christianslust ein. Rechts nördlich der Straße ein großer, verflachter Grabhügel bronzezeitlicher Form. – Wer nur die halbe Tour fahren will, hat hier eine Möglichkeit, geradewegs nach Westen zu 553L abzuschneiden (vierte Teilroute).
CSTERN
: Zentraler Punkt im Forst Christianslust, von dem aus Landwege in verschiedene Richtungen laufen. Die Försterei (Reetdachhaus, 1846) liegt etwas weiter südlich. Ausgangspunkt für Waldwanderungen und sonstige Waldaktivitäten. Christianslust ist benannt nach dem Erstbesitzer Christian Bock, der hier Heidekultivierung in großem Stil betrieb. Seit 1921durchqueren die Züge der Bahnlinie Hamburg-Westerland den heutigen Landesforst. Der in manchen Bereichen durchaus abwechlungsreiche Forst enthält mehrere winzige Restmoore. Außerdem beherbergt er über zwanzig wohlerhaltene Grabhügel der älteren Bronzezeit, darunter einige der größten Dithmarschens.
QSHANZ:
 Im Brombeergebüsch rechts des Asphaltweges eine aus zwei parallelen Wällen und drei Gräben bestehende Landwehr, die einst mehr als einen Kilometer lang war und von der Niederung des Helmschenbaches (rechts) bis zum Quellgebiet der Frestedter Au (links hinter der Höhe) reichte. Damit konnte die einzige dauerhaft trockene Zuwegung zu einem großen Teil der Südergeest kontrolliert und gesperrt werden, der Windbergen, Kuden und Burg umfasste. Wo der Vorgänger der heutigen Landstraße die „Quickborner Schanze“ durchquerte, wird sich ein Schlagbaum befunden haben. Leider liegen keine schriftlichen Quellen zu dieser Landwehr mittelalterlichen Typs vor. Ein weiterer erhaltener Abschnitt in dem nordwestlich liegenden Gehölz. – Ende der Route und Start der zweiten Teilroute (2: QSHNZ1-STUBG1)
QSHNZ1
: Ein etwas abenteuerlicher Weg führt zum Ostende des erhaltenen Schanzenabschnitts.
QIKBRN
: Ganz in der Nähe auf einer Weide die Quelle, nach der Quickborn seinen Namen hat.
GREVBG
: Der Grevensberg ist eine auffällig steile, mit Kiefern bepflanzte natürliche Kuppe.
530HL
: In der Nähe am Rand von Quickborn war früher eine Wassermühle (Damm noch erkennbar).
531HL
: Wir haben einen 1921 in Betrieb genommenen Abschnitt der Bahnlinie Hamburg-Westerland unterquert, die mit dem Bau der Kanalhochbrücke Hochdonn nach Osten verlegt wurde.
534L
: Ein kurzer Abstecher zu Fuß führt zu dem eindrucksvollen Gräberfeld von Brickeln (HGBRIK). Allerdings ist die erste langgestreckte Anhöhe rechts des Pfades eine Aufschüttung eine Folge der ehemaligen Sandgrube an der linken Seite. Wir erkennen verschieden große Grabhügel bronzezeitlichen Typs. Dazwischen wurden in den 1930er Jahren viele früheisenzeitliche Graburnen geborgen.
535R:
 Rechts eine ungewöhnlich große immergrüne Stechpalme (Ilex).
WLDMUS
: Ein Stichweg führt links zum Aussichtsturm, Bestandteil des Burger Waldmuseums.
TREICH
: An der Straße vor der Apfelmosterei „Zur Deutschen Eiche“ eine sehr große Traubeneiche.
AMTSVW
: Hinter der Amtsverwaltung wählen wir halbrechts einen Fußweg zur Bökelnburg, einem gewaltigen Ringwall, in dessen Mitte man 1818 einen Friedhof anlegte (BOKBRG). Wo das einzige Tor war, steht nun die Friedhofskapelle. Von dort lohnt ein Rundgang auf der Wallkrone. Die Burg wurde, nach den spärlichen Funden zu urteilen, im 9. oder 10. Jahrh. errichtet. Hierher verlegt die Sage den Tod des Grafen Rudolf von Stade 1144 durch eine List der Dithmarscher – Rudolf wird aber eine zeitgemäßere Turmhügelburg bevorzugt haben. Bei einem Slaweneinfall 1032 wurde die Burg, in die die Bewohner der Umgebung geflüchtet waren, vergeblich belagert. Sie war nicht nur als Fluchtburg angelegt worden, sondern diente auch der Kontrolle der von hier (ohne die heutigen Bäume) gut überblickbaren Burger Au. Diese war letztlich ein Zweig der von der Elbe her befahrbaren Stör und konnte somit Einfallsweg von Feinden sein. – Beim Rückweg können wir auf halbem Weg links am Hang der gegenüberliegenden Straßenseite eine mehrhundertjährige Eibe erkennen.
BRKIRC
: Das reetgedeckte Haus Schnepel, die Kirche und die benachbarte Apotheke bilden eine schöne Baugruppe am Osten des Holzmarktes.
UNCLEV
: Burg liegt am östlichen Ende der Steilkante der Südergeest, dem Klev. In diesem Teil ist er weniger durch den nacheiszeitlichen Meeresspiegelanstieg, sondern hauptsächlich durch Schmelzwasserströme der letzten Eiszeit geschaffen worden. Auch Bökelnburg und Kirche liegen am Rand des Klevs. Unser Weg führt am Fuß des Klevs entlang.
PARADS
: Hier im „Paradiestal“ lag die frühere Buchholzer Wassermühle. Rechts der „Ramsberg“.
537R
: Wir biegen in eines der Seitentäler des Klevs ein. Der Klev zeichnet sich durch seine kurzen, manchmal schluchtartigen Seitentäler aus, die im Laufe der letzten Eiszeit entstanden, wobei die Erosion durch den großen Höhenunterschied zwischen Hochfläche und damaligem, heute von Ablagerungen begrabenen Klevfuß besonders kräftig wirkte. Ein Teil dieser Täler ist heute trocken.
STUBBG
: Beim durch Kiesabbau angegrabenen Stubbenberg ist die Geest besonders hoch (48 m).
EEMTRF
: Ein Erläuterungsschild weist auf eine geologische Besonderheit hin. Hinter dem halbzerstörten Brunnenbassin ist eine Wand aus Torfen, die so stark gepresst sind, das sie schon als Braunkohle gelten können. Es sind Moorablagerungen der letzten Zwischeneiszeit (ca. 100 000 Jahre). Die durch den Torfabbau versiegte Quelle versorgte früher den ganzen Ortsteil Stubbenberg.
STUBG1:
 Ende der Route und Start der zweiten Teilroute (3: STUBG2-BEIHUG)
EEMTF2:
 Hier soll früher auch Torf der letzten Zwischeneiszeit abgebaut worden sein, die man nach einem niederländischen Flüsschen Eemzeit nennt.
KUDKLV
: In der Nähe ein Wasserwerk, das wegen hoher Nitratwerte im Wasser stillgelegt wurde.
KUDEN
: Das Dorf Kuden gruppiert sich anmutig um einen Einschnitt im Klev. Im Dorf noch ein hoher Bestand an Althäusern, so dicht nördlich der Hof Wiese mit gewaltigem Reetdach und seitlicher alter Tür sowie ein Wohnhaus auf der Osteite der Hauptstraße mit alter Tür, beides Anfang 19. Jahrh. Im Dorf an der Klevkante bei KUDTRM eine Aussichtsplattform mit Blick über die Kudenseeniederung.
544
: Alter Landweg von Kuden nach Friedrichshof, der die Randtäler des Klevs oberhalb umgeht. Im Juni schöne Ginsterblüte. Leider ist der Reiz der Landschaft durch die Windkraftanlagen stark beeinträchtigt. Siedlungsfunde der Bauernsteinzeit und der vorrömischen Eisenzeit.
FRIDRH
: Unweit ehemals adliger Hof „Friedrichshof“, der nach der Eroberung Dithmarschens am Rand des damaligen Heidegebietes um den heutigen Hoper Flugplatz angelegt wurde. Der Hof kam im 18. Jahrhundert in bürgerlichen Besitz und ist heute Teil einer Resozialisierungseinrichtung für psychisch Kranke. In den Gebäuden aus den 1930er Jahren Pferdehaltung und Cafébetrieb an Wochenenden im Sommerhalbjahr. Der Hof liegt auf einem schmalen hohen Geländesporn, der vom Klev und einem der steilen Seitentäler begrenzt wird. Hier war nach Ausweis zahlreicher Funde in der Bauernsteinzeit eine Ansiedlung, die vor knapp 5000 Jahren bestand, als das Meer dicht am Klev schon die ersten Strandwälle gebildet hatte. – Von hier nun ein Abstecher zum Hoper Flugplatz.
FLUGPL
: Flugplatz für Bedarfs- und Sportfliegerei. Hier im Sommerhalbjahr und an Wochenenden Einkehrmöglichkeit (FLCAFE). Hier beginnt ein reizvoller und interessanter Fußweg oben und unten am Klev (Zweirad am Flugplatz abstellen bzw. teilweise schieben!). Wir halten uns am Rand des Klevs und können an einigen Stellen aus über 30 Metern Höhe gut die Südermarsch überblicken.
BORDRF
: Hier am oberen Ende eines steilen Erosionseinschnittes zeugen Funde nicht nur von einer Ansiedlung der vorrömischen Eisenzeit, sondern auch von dem Dorf Bordorf, das seit der Wende von Mittelalter zu Neuzeit aufgegeben wurde. Im Einschnitt der heute fast trockengefallene Goldsoot, eine Quelle, um die sich die Sage rankt, dass in ihr ein Schatz vergraben sei.
BISMAR
: Der Bismarckstein ist ein großer Findling aus der Gegend von Rendsburg, der 1915 zum Gedenken an Otto v. Bismarck aufgestellt wurde, als noch Heide den Klevhang bedeckte. Der windgeschorene „Kratt“-Wald, überwiegend aus Eichen, ist hier erst in jüngster Zeit aufgewachsen.
BRUK-L
: Vor der Brücke über den Bahneinschnitt biegen wir scharf links zurück ab, um unten den Klevfuß zu erreichen, der z. B. bei UNTBIS durch austretendes Wasser vielfach feucht ist.
GOLDST
: Wir stehen auf einem großen Schwemmfächer aus Material, das bei der Entstehung des nun heidebewachsenen Taleinschnittes über uns hierher verfrachtet wurde. Das kann nur geschehen sein, nachdem der Klev der Nordseebrandung entzogen wurde, also nach dem 4. Jahrtausend v. Chr. – Wir nehmen einen der Pfade, die wieder zum Flugplatz hinaufführen. Hier herrschen Heidebewuchs und Trockenrasen vor. Die Pfade dürfen hier im Naturschutzgebiet nicht verlassen werden.
BEIHUG
: Rechts ein mit Trockenrasen bestandenes Areal, in das ein Stichpfad zu HPHUEG führt. Es handelt sich um den Rest eines Feldes aus großen und kleinen Grabhügeln, wobei die größeren der Bronzezeit angehören dürften. Von ursprünglich zahlreichen kleinen Hügeln, die wohl über Urnengräber aufgeschüttet wurden, ist auf dem Rasenstück nur noch einer deutlich auszumachen; die Spuren zahlreicher weiterer ringsum sind vom Flugzeug zu erkennen, wenn frisch gepflügt wurde. – BEIHUG: Ende der Route und Start der dritten Teilroute (4: BANWEG-JAGHEI)
LANBRG
: Die Flur heißt hier Langenbargen nach mindestens einem in einem Langhügel („Riesenbett“) gelegenen, längst zerstörten Steingrab, das auf dem Acker rechts von uns lag.
HOPEN1
: Hopen ist eines der später zu St. Michaelisdonn eingemeindeten, älteren Dörfer.
HOPMUL
: Die gepflegte Windmühle „Edda“ von 1842 mahlt noch gelegentlich für den Eigenbedarf.
556R
: Wir benutzen einen unauffälligen Steig vor den Bahnschienen nach rechts.
ASHULE
: Im aufwändigen ehemaligen Schulgebäude des Ortsteiles Westdorf rechts von uns ist neben einer Gastronomie ein Freimaurermuseum untergebracht.
W50:
 Wir gelangen in ein ehemaliges Heidegebiet am Klevrand, dessen Umwandlung zum Flugplatz im zweiten Weltkrieg unvollendet blieb und das in den 1950er Jahren im Zuge der Windschutzbestrebungen aufgeforstet wurde. Als unheilvoll erwies sich dabei die Pflanzung der (kanadischen) Späten Traubenkirsche, die sich aggressiv auf der gesamten Geest ausbreitet.
W33L
: Wenige Schritte westlich unserers Rundweges eine Gedenkstätte (GUDENK) für sowjetische Kriegsgefangene, die im zweiten Weltkrieg ums Leben kamen und hier bestattet sind. – Auf dem vorgesehenen Fußpfad müssen Zweiräder bis W34L einige hundert Meter geschoben werden. Umgehungsmöglichkeit auf bequemen Wegen über W54L direkt zu 444R.
GUHEID
: Ein kleiner Teil der Heide, deren Umwandlung zum Flugplatz im zweiten Weltkrieg nicht vollendet wurde, ist der späteren Aufforstung entgangen. Einflug von Kiefern und Später Traubenkirsche (siehe oben) bereiten genauso Probleme wie die zunehmende Vergrasung.
444R
: Unser Pfad führt Klev entlang, wo eine oberirdische Pipeline Öl von Brunsbüttel nach Hemmingstedt befördert. Da das Öl nicht kalt werden darf, sind die Rohre isoliert.
561
: Hier taucht die Geesthochfläche nach Norden hin ab, so dass kein Klev ausgebildet ist.
BULSWT
: Rechts östlich eine natürliche Geestkuppe, Bulswurth genannt. Hier auffallend schiefgestellte, „windgeschorene“ Bäume. Siedlungsfunde der Zeit um Christi Geburt. Links, westlich von uns noch keine richtige Seemarsch – davor liegt noch ein Fächer von Strandwällen, die von der Meldorfer Geesthalbinsel bis hierher reichen.
JHEIDE
: Wir sind in den nicht aufgeforsteten Resten der Jägersburger Heide unmittelbar östlich der Bahnlinie. Es handelt sich um einen schmalen, mit Dünen bedeckten Streifen von Strandwällen (Elpersbüttelerdonn), die sich erst etwas weiter südlich zu Einzelarmen auffächern (siehe oben). Diesen vielleicht im 2. Jahrtausend v. Chr. entstandenen Strandwällen gehen ältere, weiter östlich unseres Weges liegende versunkene Strandwälle voraus, bei denen noch einzelne, auf ihnen aufgewehte Dünen aus der Niederung herausgucken. Die Heide ist mehr und mehr von einem Trockenrasen verdrängt, in dem sich die aus Kanada eingeführte Späte Traubenkirsche unkontrolliert ausbreitet.
Ende der Tour bei unserem Ausgangspunkt